Neue Omikron-Subvariante - scheinbar „deutlich ansteckender“

Die neue Omikron-Subvariante verbreitet sich rasant

Was ist über die neue Variante bekannt?

Die Omikron-Variante BA.2 ist inzwischen weltweit verbreitet. Doch Omikron hat wohl noch einen weiteren Bruder – und zwar einen offenbar besonders ansteckenden. Die USA melden neue Fälle mit dieser Subvariante, die laut Karl Lauterbach, dem deutschen Gesundheitsminister "deutlich ansteckender" als die BA.2-Variante ist. Der ubumask-Blog erklärt, was wir bereits über die neue Variante wissen.

 

Verbreitung der neuen Omikron-Variante – auch in Deutschland?

Das Portal „CoV-Lineages“ zeigt wo und wie oft die Variante BA.2.12.1 bisher nachgewiesen werden konnte. Insgesamt konnte sie demnach 13.715-mal in mindestens 30 Ländern beobachtet werden. (Stand 11.05.2022) Noch vor einigen Tagen war die Subvariante nur in weniger als Ländern verbreitet, es ist also ein deutlicher Anstieg in dessen Verbreitung zu erkennen. Das Portal führt in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universitäten Edinburgh und Oxford ein Forschungsprojekt durch, das unter dem Namen „global report investigating novel coronavirus haplotypes“ bekannt ist und die Verbreitung der Variante genau nachverfolgt. Wo findet man die Subvariante bisher am häufigsten? Besonders verbreitet ist BA.2.12.1 bislang in den USA. 12.729 der 13.715 protokollierten Sequenzen, also knapp 93 Prozent, stammen von dort. Die Variante ist dort am 14. Dezember letzten Jahres zum ersten Mal aufgetaucht. Laut CoV-Lineages gab es bisher auch ein paar wenige Fälle von BA.2.12.1 in Deutschland, die jedoch noch nicht vom Robert Koch-Institut (RKI) bestätigt wurden. Das RKI unterscheidet in der Varianten-Beobachtung bisher nicht nach den Unter-Varianten von Omikron. Auch in zwei unserer Nachbarländer (Österreich und Dänemark) wurden bisher 17 bzw. 46 Fälle nachgewiesen.

 

Dass der Anteil deutlich zunimmt, spricht für hohe Infektiosität

B.2.12.1 ist zwar mit der Omikron-Variante BA.2 verwandt, jedoch weist die neue Variante gewisse Unterschiede zu seinem Bruder auf. Laut dem amerikanischen Virologen Trevor Bedford, der Wissenschaftler an der School of Public Health der University of Washington ist, liegen bei B.2.12.1 Veränderungen am Spike-Protein vor. Durch dieses schafft es das Virus in die menschlichen Zellen zu kommen, es ist also unter anderem relevant für die Infektiosität der Variante. Wie der Wissenschaftler auf Twitter schreibt, habe B.2.12.1 zusätzlich zu den BA.2-Veränderungen noch 2 Spike-Mutationen (S704L und L452Q). Doch wie ansteckend ist die Variante denn nun? Die Tatsache, dass der Anteil der Variante in den USA deutlich zugenommen hat, spricht eindeutig für ihre Infektiosität. „Wir beobachten eine logistische Wachstumsrate von 0,06 pro Tag in NY (New York) und 0,11 pro Tag in MA (Massachusetts)“, schreibt Bedford ebenfalls auf Twitter. Weitere Wissenschaftler äußern sich auf Twitter zur Infektiosität der neuen Variante. Sie habe eine „2,5-fache Verdopplungsgeschwindigkeit im Vergleich zu Delta“, erklärt einer. „Für die USA zeigt BA.2.12.1 eine Wachstumsrate von 7 Prozent gegenüber allen anderen BA.2-Linien“, ein anderer. Bisher gibt es jedoch noch keine gesicherten Daten.

 

Noch einmal gefährlichere Variante des Coronavirus eher unwahrscheinlich

Manche fragen sich nun eventuell, ob der Impfschutz auch gegenüber dieser neuen Variante gegeben ist. Da sie erst seit kurzer Zeit im Umlauf ist, gibt es noch keine gesicherten Aussagen zur Wirksamkeit der Impfungen in Bezug auf BA.2.12.1. Von BA.2 ist jedoch bekannt, dass es sich um eine Immun-Escape-Variante handelt. Das bedeutet, dass die Immunität, die man durch eine Impfung aufbaut, weniger gut vor einer Infektion schützt. Nichtsdestotrotz ist der Schutz vor einer schweren Erkrankung zumindest bei BA.2 dennoch weiterhin gegeben. Was bedeutet diese Variante nun für den Verlauf der Pandemie? Das steht noch in den Sternen. "Es entwickeln sich gerade diverse Omikron-Subvarianten, die für mich Anlass zur Besorgnis sind. Die Abstände, in denen neue Varianten die alten ablösen, werden immer kürzer. Das bedeutet, dass wir uns immer schlechter auf die Mutationen vorbereiten können. Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante", sagte Lauterbach der "Bild am Sonntag". Für wahrscheinlich halten es Experten in Deutschland aber nicht, weshalb Lauterbach für seine unnötig angstmachende Aussage auch heftige Kritik bekam. Doch komplett ausgeschlossen ist dieses Szenario trotzdem nicht.

 

Reparaturmechanismus gleicht Fehler aus – aber nicht immer

Wieso verändern sich Viren denn ständig? Zunächst: es ist komplett normal, dass Viren immer wieder mutieren. Der Virologe Friedemann Weber hat das bereits beim Auftauchen der Alpha-Variante erklärt. "Das kommt durch Fehler beim Kopieren des Genoms zustande, wenn sie sich vermehren. Dadurch wird in den neuen Viren quasi ein falscher Baustein eingebaut." Da Coronaviren dafür sozusagen einen Reparaturmechanismus haben, durch den sie Fehler schnell beheben, konnte man hier sogar eine "vergleichsweise geringe Zahl an Mutationen" beobachten. Jedoch funktioniert dieser Mechanismus nicht immer fehlerfrei. Je nachdem, an welcher Stelle der kopierten Gensequenz der Fehler bestehen bleibt, hat das entweder keine Auswirkungen, positive oder negative Folgen. "Die Mutationen, die dafür sorgen, dass sich das Virus besser verbreiten kann, sind die, die sich gemäß des Survival-of-the-fittest-Prinzips dann durchsetzen und andere Varianten verdrängen. Ob das Virus seinen Wirt – in diesem Fall den Menschen – dadurch kränker macht, ist für das Virus dabei unerheblich."

 

Fazit

Niemand hört das gerne. "Aber es ist so: Das Coronavirus bleibt unberechenbar.", sagt Lauterbach, und damit hat er wohl recht. Ein wenig Kontrolle haben wir aber schon, nämlich wenn es im ersten Schritt um eine Ansteckung geht. Wir sollten uns weiterhin mit einer Anti COVID-19 bzw. FFP2-Maske schützen, soweit es geht. Wo nun keine Maskenpflicht mehr gilt, könnt ihr hier nachlesen. Trotzdem eine zu tragen, ist dennoch erlaubt.